Rahmengeometrien von Cross-Skates - technische Standards

Seit 1994 machen wir uns Gedanken, welches Rahmenkonzept günstig für ein angenehmes und sicheres Fahrverhalten bei Cross-Skates ist. Damals wurde eigene "Produktion" von Skates nach nur vier Prototypen eingestellt, weil keine geeigneten Materialien zur Verfügung standen. Einige Grunderkenntnisse bleiben aber hängen und als dann 2004 der Skike auf den Markt kam und kurz darauf die Powerslide Nordic Skates, standen, zusammen mit dem Trailskate und dem Rollerblade Coyote, bereits einige Vergleichsobjekte zur Verfügung.

Der damals mögliche Ist-Zustand wurde zunächst von uns (eine Gruppe von Cross-Skating-Trainern) in einem "Standard" zusammengefasst, der eine Grundlage für wünschenswertes Fahrverhalten bei Cross-Skates bilden sollte, der "Standard 2005". Dieser wurde durch Veränderungen, teils durch die Cross-Skate-Hersteller selbst, teils durch Umbauen von aktiven Cross-Skatern oder durch uns, weiterentwickelt.

 Standard  Radstand   Standhöhe*   Bodenfreiheit   Gewicht**  Hinteradlast  Raddurchmesser   "Ideal-Preis" 
 2005 45-50 cm < 110 mm > 28 mm < 2,0/2,5 kg mind. 55 % mind. 150 mm <275 €
 2009 51-58 cm < 100 mm > 30 mm < 1,95/2,45 kg mind. 60 % mind, 150 mm <300 €
 2012 53-62 cm < 90 mm > 32 mm < 1,9/2,4 kg mind. 65 % mind. 180 mm <350 €

* Stand der nackten Ferse über dem Boden; ** Skates ohne Schuh (Annahme 500 g/Paar Schuhe) bzw. Skates mit Schuh (einschl. Skateboot)

Ein "Standard 2015" ist in Planung. Dabei soll als Zugeständnis an die gestiegenen Qualitätansprüche ein höherer Endverbraucherpreis "erlaubt" sein.

Diese Eigenschaften richteten sich nach dem jeweiligen Stand der Technik und dem, was gleichzeitig bezahlbar war. Diese Eigenschaften wurden in den jeweiligen Standards als "ausgewogen" eingestuft und als erstrebenswerte Mindestanforderungen festgelegt. Kaum ein Skate war oder ist aber in allen Punkten exakt so ausgewogen. Deswegen wird nur selten ein Skate durchgehend einem der Standards entsprechen. In der pauschalen Berurteilung eines Skates kann also in den einzelnen Eigenschaften entschieden werden, welchem Standard sie entsprechen, sofern sie überhaupt den 2005er-Standard erreichen.

Für den technischen Überblick oder die Einschätzung der Charakteristik mag dies hilfreich sein, man sollte aber den Skate in seinen Gesamteigenschaften betrachten. Diese können jedoch, beim besten Willen nicht "auf dem neuesten Stand" sein, wenn in den meisten Punkten kaum 2005er-Standard erreicht wird. Neue Produkte, die bewusst nach altem Design gebaut werden, sind Retroprodukte, die aber auch ihren Charme besitzen. Jeder möge die einzelnen Eigenschaften eines Skates in seiner Bewertung so hoch ansetzten, wie er sie selbst für wichtig erachtet.

Stylistische Eigenheiten, die konstruktiv unsinnig sind oder sogar eindeutig negative Auswirkungen haben, so wie manchmal zu beoachtende "Kiemen-Lochmuster" in tragenden Teilen, sind von den Herstellern absolut zu vermeiden. Cross-Skates sollen keine Preise aus Auto-Salons gewinnen, sondern halten! Und das werden sie nicht tun, solange verspielte Sollbruchstellen eingebaut werden.

Selbstverständlich wird davon ausgegangen, dass die Skates stabil genug sind für den Sport und für eine Laufleistung von rund 15.000 km, besser 20.000 km ausgelegt werden, was gute Qualität voraussetzt. Irgendwelche "Qualitätssiegel" wurden nicht breücksichtigt, da sich bisher kein unmittelbarer Zusammenhang solcher Abzeichen zur tatsächlichen Qualität ergeben konnte. Es gab bisher nur ein Modell (ohne "Siegel"), bei dem noch keine Belastungsbrüche registriert wurden. Dagegen wurde bisher bei alle Modellen mit so einem Siegel Rahmenbrüche durch bestimmungsgemäßen Gebrauch nachgewiesen, was von der Logik her als negative Kennzeichnung von Produkten ausgelegt werden müsste (Stand: Juni 2014).

Werbefloskeln wie "der Skate ist stabil", "der Skate läuft geradeaus" oder "man sieht (fühlt? wünscht sich???) die gute Qualität" sind unwesentlich, denn dies alles sollten voraussetzbare Selbstverständlichkeiten sein. Alle Zahlen in der gezeigten Tabelle sind sehr leicht für jeden messbar und beziehen sich, mit Ausnahme des Preises, auf die Fahrwerksgeometrie, von der die Fahreigenschaften etwa knapp zur Hälfte abhängen. Die andere gute Hälfte macht der Fahrer selbst aus.

Ein Warnung wegen technischer Murkserei sollte an dieser Stelle auch gleich ausgesprochen werden. Es ist die fatale Tendenz zu "Billigachsen" zu beobachten, die bestenfalls als Notreparatur für kurze Zeit zulässig wären, keinesfalls aber als serienmäßige dauerhafte Radachse oder soger als angeblich besseres "Tuningteil". Die Rede ist hier von Geweindestangen, welche die absolut billste Art einer Schraubverbindung darstellen, die einfache in der passenden Länge abgesägt werden ("Baumarkt-Tüftler"). Die durchgehenden Gewinde mit ihren gezackten Einkerbungen sind nämlich aus technischer Sicht wie Sollbruchstellen zu betrachten und die Zacken der Gewinde arbeiten sich schnell im die Radgabeln ein, wodurch sie die Rahemgeometrie verändern. So einen Pfusch würden Fahrzeugtechniker oder Maschinenbauer niemals als Serienprodukt verkaufen.

Unsere Tipps für den Cross-Skate Kauf:

  • Kurze Skates (Radstand bis 51 cm) kauft man nur noch, wenn man entweder noch einen günstigen Gebrauchten erwischen konnte oder aber unter 165 cm groß ist. Sie gelten als Anfänger-Skates, sind aber nur bedingt anfängerfreundlicher, weil kurze Skates stärker "stocken", schwerer rollen und weniger crosstauglich sind. Alle, die größer als 165 cm sind, brauchen nach moderenen Erkenntnissen einen Radstand von 51 bis 55 cm oder länger - eine so genannte Touren-Geometrie. Ab 56 Radstand cm kann man von "langen" Cross-Skates sprechen, die den größten Rollkomfort bieten und als die sportlichsten gelten, obwohl sie gleichzeitig auch sehr toutrentauglich sind und sogar Anfängern die größe Sicherheit bieten. Bei Cross-Skates mit Klappbindung, zeigt die Praxis, dass der Radstand sogar noch weitere 10 % länger gewählt werden, muss. Ein Mindesradstand von 60 cm Länge ist Voraussetzung für akzeptabel sicheres Rollen mit Klappbindungs-Skates. Unter 56 cm Radstand gelten inzwischen bei solchen Skates als nicht auf dem technisch möglichen Stand, wie unsere Fahrversuche in den Jahren 2008 bis 2012 gezeigt haben.
  • Klappbindungen sind für Skiroller (!) zwar ein Muss, bei Cross-Skates aber ein gefährliches und rückstädiges Relikt. Man kann viel leichter vorn überfallen, kann nur umständlicher Bremsen einbauen und neigt, im Bewusstsein, dass vorn ein "Gelenk" ist, dazu den Vorderfuß zu stark zu belasten. Dies alles wirkt sich negativ auf Fahrstabilität, Kontrolle und Fahrsicherheit aus. Deswegen ist kaum damit zu rechnen, dass die Hersteller weitere Flops auf den Markt bringen, die mit Klappmechanismen die Vorteile der Cross-Skates deurlich reduzieren. Es dürfte verstanden worden sein, dass Cross-Skating kein Skilaufen ud auch kein Rollskilaufen istud der "klassische Stil" mit Cross-Skates nicht zufriedenstellen simuliert werden kann. Schon mit Skirollern ist das nicht leicht. Skilaufen bleibt Skilaufen, aber Cross-Skating ist Cross-Skating!
  • Ohne solide Schuhführung an der Ferse (Ratschenverschlüsse sind dabei jedoch auch kein zwangsläufiger Vorteil) ist ein Cross-Skate für eigene Schuhe kein guter Skate. Eine Schuhstandhöhe unter 90 mm und flache Schuhe (kein Absatz) sorgen aber durch die bessere Kippstabilität schon dafür, dass die Schuhe seitlich erheblich weniger verrutschen. Die Zugrichtung des Sprunggelenkgurtes muss immer in Richtung des Fersenauflagepunktes verlaufen und nicht (wie bei älteren Modellen) den Fuß ca. 5 cm davon nach unten ziehen. Das ergäbe die unerwünschte Möglichkeit den Fuß, trotz Anbindung, hinten immer noch vom Skate abzuheben. Mit den, leider immer mehr verbreiteten, "Straps-Bindungen", die mit einem Riemen den Schuhabsatz fixieren sollen, kann man wegen des seitlichen Spielraums nicht alle Stile sicher fahren, bzw. überhaupt gar nicht erst richtig erlernen. Doch gerade die speziellen Cross-Skating Fahrtechnken machen den Sport ja so interessant und vielseitig.
  • Der Stand auf dem Skate sollte so tief und der Schuh so weit hinten wie möglich befestigt sein. Eine immer noch kursierende Empfehlung, den Schuh 1 cm hinter das Vorderrad zu platzieren, ist ein ganz schlechter Rat und ein Garant für häufigeres Stolpern auf Cross-Wegen. Ein weit hinten liegender Schwerpunkt (Stand) auf demSkate erleichtert das Rollen, besonders auf weicheren Böden. Auch das Handling wird besser, weil man vor leichter umstezten kann. Außerdem vermeidet man leichter den sinnlosen Versuch den Fuß beim Abstoß abzurollen, was dazu führt, dass man die Rollpahse abbricht oder regelrecht "abwürgt", wenn man in diesem Moment das Vorderrad des Skates in weichem Boden festdrückt und damit steckenbleibt.
  • Man darf nicht erwarten, dass ein Rollsportgerät "skiähnliche" Eigenschaften besitzt. Rollsport und Skisport bleiben in einigen Punkten grundverschieden. Von innovativen Produktentwicklern sollten die Vorteile eines Produktes verbessert und hervorgehoben werden. Ein Cross-Skate sollte also immer "cross-skate-ähnlichere" Eiegnschaften aufweisen, wenn er sich weiterentwickelt.
  • Das Gewicht der Skates+Schuhe sollte bis 65 kg Körpergewicht max. 2,6 kg betragen, bis 80 kg max. 2,8 kg und auch darüber die 3 kg-Marke möglichst nicht überschreiten. Je leichter, desto angenehmer und kontrollierbarer ist ein Cross-Skate zu handhaben. Es ist heute schon möglich stabile und kostengünstige Cross-Skates unter 2,0 kg Gewicht zu bauen. Ein Durchbruch wird mit diversen Leitchbau-Modelle in den nächsten Jahren erwartet.

Technische Probleme kennen wir von jedem Cross-Skate Modell, es ist nur eine Frage der Anzahl, die man beobachtet und welche Qualitätsanprüche man stellt (bzw. ob man sie auch wirklich testet oder nur so tut, selbst ernannte "Testfahrer" gibt es offenbar mehr als waschechte Anfänger). Der Cross-Skate-Shop trifft seine Auswahl des Warenangebotes nach eigenen Erfahrungen mit Material und Lieferanten und das sehr gut begründet im Sinne unserer Kunden und im Sinne des Sports.

Übrigens hängt die Kippsicherheit durch durch fahrwerksgeometrischen Eigenschaften von Cross-Skates nicht von der Höhe der Radachsen ab, wie manchmal behauptet, sondern allein von der Standhöhe des (bloßen) Fußes über dem Boden (= Abstand zum Boden). Die landläufige Meinung in manchen Regionen scheint dies aber seit Jahren nicht mitzubekommen. Standhöhen über 12 cm sind zwar unter leichten Bedingungen beherrschbar, aber bei Problemen im wahrsten Sinne des Wortes halsbrecherisch. Auf langen Strecken sind solche "hochgelegten" Skates kaum zu Hause, denn je höher der Schwerpunkt, desto stärker die "Nickneigung" bei Unebenheiten. Das ermüdet und bringt Gefahren mit sich. Die wirklich unsinnige Werbung, dass "große Bodenfreiheit" einen Cross-Skate crosstauglicher mache, scheint aus einem SUV Prospekt abgeschreiben zu sein und zeigt, dass sie nicht von Cross-Skating Praktikern stammt. Das Gegenteil ist der Fall. 3 bis 4 cm Bodenfreiheit reichen nicht nur aus, sie sollten auch nicht deutlich überschritten werden.

Der Pool unserer Testfahrer hat auf allen handelsüblichen Cross-Skates, auf Eigenbauten und Prototypen mehr als 100.000 km absolviert und die Erkenntnisse in unsere Entwicklungsarbeit einfließen lassen. Ernüchternd ist die noch immer ziemlich verbreitete Ingnoranz jener schlüssigen Erfahrungen und es werden sicher immer noch einige Zeit Cross-Skates auf den Markt kommen, die kaum den Standard 2005 erfüllen.

Standhöhen auf verschiedenen Cross-Skates (je nach Sohlendicke):
SRB XRS02/XRS03: 66 bis 91 mm
Fleet Skates: 77 bis 102 mm
Skike V07: 85 bis 110 mm
Skike Plus / VX und Neuere: 87/90 bis 112/115 mm
Trailskate: 98 bis 123 mm
Powerslide XC Skeleton: 99 bis 124 mm
Powerslide XC Trainer II: 105 mm
Powerslide XC Path: 105 mm
Nordic Scout freee: 128 bis 153 mm
Powerslide XC Trail / Trainer I: 130mm
Powerslide VI Shockliner: 141 mm
Powerslide VI SUV: 149 mm
Ein 12"-Rad Prototyp: 130 bis 155 mm

Standhöhen höher als 110/120 mm gelten seit etwa 2009 als veraltetet. Ebenso Radstände kürzer als 51/52 cm.

Als weitere Sackgasse in der Entwicklung von Cross-Skates hat ab etwa 2009 recht schnell der Einbau von Klappsystemen erwiesen. (Wie auch schon weiter oben erwähnt.) Die vom Skilanglauf bekannte Mobilität (auch manchmal Fersenhub genannt) ist beim Cross-Skating auf wechselnden Böden eher kontraproduktiv. Eine gesteuerte Radlastverteilung, damit die Rolleigenschaften unter schwierigen Bedingungen erhalten bleiben, ist mit beweglicher Ferse in vielen Situationen nicht mehr möglich und kann dann zum Sicherheitsrisiko werden. Gerade noch akzeptable Radlastverteilungswerte erreichen sehr lange Cross-Skates mit Klappsystemen oder lange Cross-Roller. Bei 5-Zollrädern (die offroad eigentlich indiskutabel sind) wäre das ab etwa 57 cm Radstand der Fall, bei 6-Zollrädern ab ca. 62 cm Radstand und bei 8-Zollrädern ab ca. 72 cm Radstand, was aber in dieser Baugröße recht teure Leichtbauverfahren erfordern würde. Kürzere Konstruktionen müssen aus technischer Sicht leider als Fehlentwicklungen/Fehlkonstruktionen betrachtet werden. Wir befürchten aber, dass trotz diesem eigentlich bekannten Wissen noch einige davon auf dem Markt kommen werden. Wir raten allen, die sich nicht über die vergleichweise mäßigen bis schlechten Fahreigenschaften solcher Skates ärgern wollen (das taten leider einige Kunden in der Vergangenheit), davon ab, sich an diesen zu orientieren. Hersteller und Entwickler von Cross-Skates würden sich selbst einen Gefallen tun, Investitionen in diese Richtung einzusparen, denn ein Marktflop wäre praktisch vorprogrammiert. Den erste Nordic-Skater mit Fersenhochgang und optional auch mit PU-Rollen hatte Powerslide 2008/2009 auf dem Markt. Trotz hohem technischen Aufwand und sehr guter Produktqualität wurde der Skate vom Markt nicht angenommen (wahrscheinlich, da kaum cross-tauglich!) und verschwand wieder vom Markt. Powerslide lernte daraus und machte es besser.

Kein Hersteller würde nach 2012 noch einen neuen Cross-Skate auf den Markt bringen (der den Namen verdient hätte), der einen Radstand kürzer als 52 cm hat und/oder eine Klappscheine aufweist. So die Erfahrung aus der Praxis, die aber vielleicht noch einige Zeit ignoriert werden wird. Hier setzten wir auf lernfähige und entwicklungsfreudige Konsumenten, damit sie sich zu ihrem eigenen Vorteil richtig entscheiden mögen.

Müssen oder sollen Cross-Skates "ski-ähnlich" laufen?
Nein, warum auch? Mehr als 20 % der Cross-Skater können gar nicht skilanglaufen und haben kein besonderes Interesse daran. Weitere 60-70 % bezeichen sich als wenig routinierte oder wenig motivierte Skilangläufer. Allein aus dieser Richtung gibt es keine Grund der Mehrheit der Cross-Skater etwas aufzudrücken, was diese gar nicht unbedingt will. Es ist auch technisch unnötig einem Rollsportgerät bestimmte Eigenschafen aufzuzwingen, welche die spezifischen Rolleigenschaften und die Sicherheit unter Umständen wieder verschlechtern. Wir brauchen im Cross-Skating Sport also kein "ski-ähnliches" Sportgerät, sonden ein möglichst "cross-skate-ähnliches" bzw. eines mit den besten "cross-skating-adäquaten" Eigenschaften. Es gilt also die besonderen Eigenschafeten und Vorzüge von Cross-Saktes herauszustellen und auszubauen, statt nostalgisch einer Zeit nachzutrauern, in der es noch mehr Schnee gab. Für richtigen Schnee gibt es richtige Ski. Seien wir also zeitgemäß und gehen mit dem Klimawandel und forcieren die Forschung und Entwicklung der Cross-Skate in Richtung einer noch spezielleren Optimierung!

[andere Texte im Internet, die diesem verdächtig ähneln, wurden wahrscheinlich hier abgeschrieben]